29. September 2014
Die Schweizerinnen und Schweizer sind deutlich zufriedener und pragmatischer im Hinblick auf das eGovernment als Deutsche. Zusammen mit den Österreichern und den Schweden beurteilen sie mobile Endgeräte mehrheitlich als wichtig oder sehr wichtig für die künftige Abwicklung ihrer Behördengänge. Dies zeigt der eGovernment-Monitor 2014 aus Deutschland.
Die Initiative D21 aus Berlin und das ipima-Institut aus München haben zum vierten Mal ihren eGovernment-Monitor herausgegeben. Er soll ein Bild davon ergeben, wie die Menschen in Deutschland das eGovernment nutzen, wie zufrieden sie sind, was sie antreibt oder abhält, wie sie für das eGovernment ausgerüstet sind und wie sie dazu eingestellt sind. Die Befragung wurde online durchgeführt, bezog also nur Internetnutzerinnen und -nutzer (bezeichnet als „Onliner“) ein. Zum Vergleich wurden Österreicher, Schweizer und Schweden befragt.

Wachstumspotenzial


45 Prozent der deutschen Onliner nutzten in den letzten zwölf Monaten eGovernment-Angebote. In Österreich und Schweden waren es mit 72 beziehungsweise 71 Prozent deutlich mehr Nutzer. Die Schweiz liegt mit 61 Prozent im Mittelfeld. Dabei scheint ein Zusammenhang mit der Anzahl Verwaltungskontakte zu bestehen: Deutsche gaben an, rund fünfmal jährlich Kontakt mit der Verwaltung zu haben, Schweizer und Österreicher achtmal und Schweden elfmal.

Wer nur selten Kontakt mit der Verwaltung hat, profitiert auch weniger davon, wenn diese Kontakte bequem rund um die Uhr von zu Hause aus erfolgen können, merken die Leiterin und der wissenschalftliche Leiter des imipa-Instituts an. Als wichtigster Grund, eGovernment-Angebote nicht zu nutzen, erweist sich aber in Deutschland, Österreich wie auch der Schweiz, dass viele Online-Angebote den Befragten gar nicht bekannt sind. Bei einer noch besseren Kommunikation könnte die Nutzung der eGovernment-Angebote also wohl deutlich zunehmen.

Zufriedene Schweizer


83 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer äusserten sich in der Befragung aus Deutschland zufrieden mit dem Online-Angebot ihrer Behörden. Dagegen waren es nur 67 Prozent der Schweden, 63 Prozent der Österreicher und 52 Prozent der Deutschen. Zum Vergleich fragten die Studienautor(inn)en nach der Zufriedenheit mit dem eBanking. Dabei zeigte sich im eBanking in allen Ländern eine höhere Zufriedenheit als im eGovernment. In der Schweiz war die Distanz jedoch klein: Mit dem Online-Banking sind 87 Prozent der Schweizer Online-Banking-Nutzenden zufrieden, 4 Prozent mehr als mit dem eGovernment. In Deutschland sind es mit 74 Prozent weniger als in Schweden (87%) und Österreich (86%). Die Deutschen scheinen also insgesamt schwieriger zufriedenzustellen zu sein.

Als Argument gegen eine stärkere eGovernment-Nutzung werten 61 Prozent der Deutschen unter anderem auch, dass die Durchgängigkeit nicht gegeben sei, das heisst die Angebote nicht vollständig online abgewickelt werden könnten. Diese Kritik scheint in der Schweiz mit nur 45 Prozent weniger stark zu bestehen.

Datenschutzbedenken


Ein deutlicher Unterschied zwischen den Nationen zeigt sich auch bei der Bedeutung des Datenschutzes. Während diesen 58 Prozent der Deutschen und 54 Prozent der Österreicher für die wichtigste Anforderung im eGovernment halten, sind es bei den Schweizerinnen und Schweizern nur 39 und bei den Schweden 35 Prozent. Schweizer und Schweden seien hier offensichtlich pragmatischer, folgern die Autor(inn)en. Als wichtigste Datenschutzbedenken im eGovernment nennen Deutsche die Angst vor Datendiebstahl, gefolgt von der Furcht, zum gläsernen Bürger zu werden, und von der Befürchtung, die Datenübertragung sei zu wenig sicher.

Mobile Government


69 Prozent der Österreicher gehen davon aus, dass die mobilen Endgeräte künftig für die Abwicklung ihrer Behördengänge wichtig oder sogar äusserst wichtig sein werden. Bei den Schweizern sind es 65 Prozent, bei den Schweden 63 Prozent. Dass nur 48 Prozent der Deutschen diese Einschätzung teilen, erklären sich die Autor(inn)en unter anderem damit, dass die Mobiltarife in Deutschland im Vergleich zu Österreich deutlich höher seien. Bereits heute nutzt ein grosser Teil der Onliner mobile Endgeräte, um E-Mails zu lesen und zu senden, um sich zu informieren, um via WhatsApp, Skype oder soziale Netzwerke zu kommunizieren, um online einzukaufen und um Filme und Videos anzuschauen. In Österreich sagen bei allen genannten Diensten über die Hälfte der Onliner, dass sie sie (auch) über mobile Endgeräte nutzen.

Weitere Informationen: Initiative D21: eGovernment Monitor 2014