23. November 2017
Die Bevölkerung und die Wirtschaft in der Schweiz sind mit dem bestehenden eGovernment-Angebot weitgehend zufrieden. Fragt man nach konkreten Dienstleistungen, so fänden viele eine Online-Abwicklung dann aber doch wünschenswert. Die Verwaltung selber würde das eGovernment-Angebot gern ausbauen. Tiefere Verwaltungsgebühren als Anreiz für das eGovernment sind umstritten.
Demoscope hat im Auftrag von E-Government Schweiz eine erste nationale E-Government-Studie durchgeführt. Befragt wurden Einwohnerinnen und Einwohner, Unternehmen sowie Verwaltungen.

Bedürfnisse gedeckt ….


Die Mehrheit der Einwohner/-innen (67%) und die Mehrheit der Unternehmensvertreter/-innen (69%) sind mit dem bestehenden eGovernment-Angebot grundsätzlich zufrieden. „Die derzeitige Nachfrage… nach Online-Dienstleistungen wird durch das bestehende Angebot auf den ersten Blick gut gedeckt“, schreiben die Autor(inn)en. Erst wenn konkrete Dienstleistungen aufgezählt werden, wird ein etwas grösserer Bedarf geäussert. Das zeige, dass die Benutzenden sich keine Angebote vorstellen könnten, die sie nicht kennen, folgern die Autor(inn)en.

… oder doch nicht?


Bei genauem Nachfragen zeigen sich die folgenden Erweiterungswünsche: Einwohnerinnen und Einwohner würden gern online abstimmen. Zudem wünschen sie sich die Möglichkeit, verlorene Gegenstände online zu melden und zu suchen. Die Unternehmen würden besonders gern Mutationen ans Handelsregister online melden, Betreibungsauskünfte online bestellen und Betreibungsbegehren online stellen. Eine grössere Durchgängigkeit wünschen sich die Unternehmen beim Ausfüllen der Steuererklärung und beim Beantragen von Arbeitsbewilligungen und Baubewilligungen.

Ausbauwunsch der Behörden


Für die Studie wurden auch Vertreter/-innen der Bundesverwaltung, der Kantonsverwaltungen und der Gemeindeverwaltungen befragt. Bei den Gemeinden wurden diejenigen mit mehr als 5000 Einwohner(inne)n sogar flächendeckend angeschrieben. Mehr als 70 Prozent der befragten Gemeinden beteiligten sich an der Befragung. Auch die angefragten Kantone nahmen mehrheitlich an der Befragung teil. Dagegen beantworteten die Vertretenden des Bundes die Anfrage häufig nicht.

Die Gemeinden bieten am häufigsten Zuzugsmeldungen online an. Auch ePayment gehört vergleichsweise häufig zum eGovernment-Angebot. Eine weitere häufige Gemeinde-Dienstleistung, die Verlängerung der Steuerfrist, wurde dagegen nur bei den Kantonen abgefragt. Diese Dienstleistung gehört bei den Kantonen zu den wichtigsten eGovernment-Angeboten.

Den grössten Ausbaubedarf im eGovernment sehen die Bundesbehörden: 46 Prozent der Befragten finden, das eGovernment-Angebot müsste sehr stark ausgebaut werden. Bei den Kantonen sind dies 40, bei den Gemeinden nur 10 Prozent.

Anreize umstritten


Überraschend deutlich äusserten sich die Nutzenden zum Vorschlag, für online beanspruchte Dienste tiefere Gebühren zu erheben. Mehr als die Hälfte der Befragten lehnten diesen Vorschlag ab, mehr als ein Drittel sogar stark. In der Bevölkerung waren es 35 Prozent, bei den Unternehmen 38 Prozent. Das zeige, dass die Nutzenden grundsätzlich mit dem bestehenden eGovernment-Angebot zufrieden seien. Sie beabsichtigten nicht generell, vermehrt Online-Angebote der Behörden zu nutzen. Es seien eher die Behörden als Anbietende, welche die Online-Angebote stärker verbreiten möchten, so die Autor(inn)en. Allerdings sind auch die Behördenvertreter(innen) ungefähr zur Hälfte mit tieferen Gebühren für online genutzte Dienstleistungen nicht einverstanden (Gemeinden: 51 %, Kantone: 45%, Bund: 50%).


Weitere Informationen:
E-Government Schweiz: Nationale E-Government-Studie 2017
E-Government Schweiz: Das E-Government-Angebot soll ausgebaut werden, Medienmitteilung vom 20. November 2017

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